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Es wird programmiert und vorprogrammiert – aber ohne Vorprostata

Verfasst von Urs Scheidegger |

Es wird immer häufiger «vorprogrammiert», obwohl «programmiert» genügen würde. Denn «pro» bedeutet ja schon «vor». Weshalb denn vorprogrammiert, aber nicht «vorproblematisch» oder «Vorproblem» samt «Vorprostata»?

Es muss zu Beginn der 1970er-Jahre gewesen sein, als mich als ganz ordentlich bewanderten Gräzisten der Begriff «vorprogrammiert» irritierte.
Das griechische Präfix πρό- kündet doch schon ein «vor» an – und zwar sowohl örtlich wie zeitlich. Also muss der Begriff «vorprogrammiert» irgendwie pleonastisch – will heissen: durch «doppelte Moppelung» alias semantische Redundanz – infiltriert und deswegen systemisch falsch, zumindest aber seltsam anmuten. Konkret könnte man auch so argumentieren: Wenn «vorprogrammiert» (πρόγραμμα → grc für «Vorankündigung» aus → γράφειν) korrekt sein soll, dann müssten es eigentlich auch die Adjektive «vorprognostisch», «vorproblematisch», «vorprologisch» einschliesslich der einschlägigen Substantive «Vorprognose», «Vorproblem», «Vorprolog» samt «Vorprostata» sein. Denen begegnet man aber durchwegs ohne «Vor-». Merkwürdig also ist und bleibt, dass die letztgenannten Begriffe im deutschen Sprachgebrauch pleonastisch verschont bleiben.

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