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Wenn Asterisk ausufert: Das Kreuz mit dem Gender-Stern

Verfasst von Urs Scheidegger | |   Sprachriff


Ein Stern ist aufgegangen, fünf-, sechs- oder noch mehrstrahlig, nicht am Himmel, sondern in den Medien. Wir müssen reden übers Asterisk als «Gender-Sternchen»…

«Das Gender-Sternchen stammt aus der Programmiersprache und steht für alle möglichen Varianten.» So stehts geschrieben unter einem vergleichsweise riesigen Stern in der Ausgabe der Solothurner Zeitung vom 13.und 14. Februar 2019.
Mit dem Sternchen ist das so eine Sache, vor allem, wenn es «Gender»-haft «aus der Programmiersprache» (weiblich, Einzahl) daherkommt. Welche darfs denn sein unter den Hunderten? Und was hat das Sternchen dort zu suchen? In Ada, Fortran, BASIC, Perl, Python und Ruby fungiert es als Exponential-Operator. In zahlreichen anderen Programmiersprachen immerhin als Multiplikations-Operator. Und es macht als Wildcard in zahlreichen anderen Programmiersprachen einschliesslich Betriebssystemen Karriere. Selbst in der einzig wahren, weil Mutter (oder ist es der Vater?) aller Programmiersprachen: in Assembler, die der Computer unmittelbar versteht. Alle anderen Programmiersprachen sind nur dazu da, die Programmierung zu erleichtern. Wenn frau/man alles direkt in Assembler programmieren müsste, liesse sich erahnen, wie sich Wahnsinn anfühlt.
Selbstverständlich hatte das typografische Zeichen in Form eines fünf- oder sechsstrahligen Sterns ein Leben vor all den unzähligen Programmiersprachen. Erinnert sei an den Asterisk als Fussnotenzeichen in vielen wissenschaftlichen Arbeiten, als der Hyperlink noch nicht erfunden war. Historisch verbürgt ab 1910 ist ausserdem * als genealogisches Zeichen (für «geboren am…»). Im Zeitalter omnipräsenter Social Media dürfte das Sternchen auch als Platzhalter für nicht ausgeschriebene Buchstaben in tabuisierten (z. B. «ar***») oder aus anderen Gründen nicht auszuschreibenden Wörtern vertraut sein. Nun also auch noch das Gender-Sternchen als Platzhalter für ganz, ganz viele Geschlechter auf der nach oben hin offenen Skala… Und mithin der Frage: Welches darfs denn noch sein?

Asterisk fünf- und sechsstrahlig. (Illustration: Urs Scheidegger)
Asterisk fünf- und sechsstrahlig. (Illustration: Urs Scheidegger)

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