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Kein Gehör für weniger Licht in der Nacht

|   Umwelt

Der Lichtsmog hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren mehr als verdoppelt. Dennoch bestehe kein Bedarf für Gesetzesänderungen. So jedenfalls sieht es der Bundesrat. Seiner Ansicht nach gewährleisten die geltenden Bestimmungen ausreichenden Schutz.

Grelle Leuchtreklamen, hell erleuchtete Bauwerke samt Bürogebäuden, Skybeamer aller Arten und Orten, künstlich angestrahlte Berggipfel – auch in der Schweiz wird es nachts nie ganz dunkel. Selbst wenn seit Jahren Astronomen, Biologen und Mediziner angesichts des weltweit zunehmenden Lichtsmogs Alarm schlagen, der Bundesrat sieht aktuell keine Notwendigkeit für eine Verordnungsänderung. An seiner Sitzung vom 21. November 2018 hat er beschlossen, auf eine Änderung der Natur- und Heimatschutzverordnung (NHV) zu verzichten, die den Schutz von Arten und Lebensräumen vor Lichtemissionen verbessern würde. Dabei stützt er sich auf einen Bericht des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Dieser war zum Schluss gelangt, dass die geltenden Bestimmungen ausreichen.
Die Lichtverschmutzung wird weltweit immer mehr zum Problem. Ein internationales Forscherteam legt einen Atlas mit aktuellem Daten- und Kartenmaterial vor, der dokumentiert, wie sehr die Nacht zum Tag wird. Der Atlas zeigt, dass mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung und mehr als 99 Prozent der Bevölkerung Europas und der USA unter einem lichtverschmutzten Himmel leben. Am schlimmsten ist Singapur. Dort lebt die gesamte Bevölkerung unter einem Nachthimmel, der so hell ist, dass die Augen gar nicht mehr vollständig auf Dunkelheit umschalten. Auch in vielen anderen Ländern muss ein Grossteil der Menschen mit einer taghellen Nacht zurechtkommen: In Kuwait sind das 98 Prozent der Bevölkerung, in den Vereinigten Arabischen Emiraten 93 Prozent, in Saudiarabien 83 Prozent und in Israel 61 Prozent.

Das Video unten zeigt, wie sehr sich der helle Wahnsinn des Lichtsmogs auf die Wahrnehmung des Nachthimmels auswirkt.

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