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Archiv Artikel - Essays - Sprachriff

Geht zum Knabbern ein Knab nach Bern – Von der Bank zum Bankröttli wie Kröte zum Kröttli…

Verfasst von Urs Scheidegger |

Für einmal ganz spezielle Sprachriffs. Zumal in verlässlicher Regelmässigkeit Bank- und andere Krisen samt finsteren Tagen am Finanzwesen nagen – vom veritablen Bankrott zum gefühlten Bankröttli an Schwarzen Montagen bis ebensolchen Freitagen…

 In der Tat kann sich die Wirtschaftsgeschichte nicht über Mangel an Ungemach durch die Jahrhunderte beklagen – vom Tulpenzwiebel-Desaster im Jahr 1637 über die Goldspekulationen 1720 bis hin zum Schwarzen Montag 1987 einschliesslich der diversen Schwarzen Freitage (1745/1866/1869/1873/1929). Und nun also – nach der Dotcom-Blase 2000 – die aktuelle Hypothekenkrise.
«Sah ein Knab ein… Ja, was dichtete da der «Alte aus Weimar»? Es war weder ein Rösslein, noch Höslein, noch ein Bänklein. Wobei letzteres als diminuitives Palindrom zum «Knab» nicht schlecht passen würde. Zumal womöglich schon früh ein Knab Bern besucht, wo Banker in der Bank auf der Bank an Bank knab-bern bis Bank Bankrott – oder zumindest ein bisschen Bankröttli – geht. Wozu gibt es denn im Schweizerdeutschen die vielen Diminuitive… Auch jede Menge Kita Chrötli sind zu haben, mit einem oder auch zwei «ts»
Bleibt zu hoffen, dass nicht eines Tages das Bankröttli als verquollene Kröte in wessen Hals auch immer stecken bleibt…

Von Gotfried Keller über Robert Walser bis Friedrich Dürrenmatt

Szenarien, zu welchem Ende man es im Bankwesen betreiben kann, gibt es aus der Literaturgeschichte zuhauf. Sei es in Robert Walsers kapitalismuskritischen Romanerstling «Geschwister Tanner» oder in Gottfried Kellers letztem Werk «Martin Salander», in dem liberal-demokratische Grundsätze durch ungebändigten Materialismus, skrupellosen Ehrgeiz und Intrigen aller erdenklichen Art unterminiert werden. Das eindrücklich verkörpert durch Figuren wie den Pleitier Wohlwend und die Weidelich-Zwillinge, die ihre gesellschaftlichen Ideale dadurch purem Utilitarismus opfern, indem sie ihre parteipolitische Zugehörigkeit einem Würfelspiel überlassen. Peter Bichsel hatte Gefallen an Kellers «Martin Salander».
Und last but not least wäre da noch Friedrich Dürrenmatts durch Shakespeares «Titus Andronicus» inspirierter «Frank der Fünfte». Hier gelingt es des Protagonisten Nachfolgegeneration mitunter – nachdem sie ihren Erzeuger beiseite geschafft haben – dem privaten Bankinstitut unter Beihaltung übelster Machenschaften ein sauberes Image zu verpassen.

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